Unterrichtseinheit: Fake-Profile - Jede*r kann jede*r sein.

Thema

- Fake-Profile auf Social Media
- Gefahren - insbesondere für Kinder und Jugendliche - die von diesen Profilen ausgehen können (Stichwort: Cybergrooming)
- daraus resultierende Verhaltensregeln in Hinblick auf die Kommunikation mit Fremden im Internet zum Schutz der eigenen Sicherheit

Kurzbeschreibung

Fake-Profile (Kurzbeschreibung)
Idee In dieser Unterrichtssequenz werden virtuelle Freundschaften im Hinblick auf das Risiko der unwissentlichen Konfrontation mit Fake-Profilen problematisiert.
Organisatorisches Schulform: Integrierte Gesamtschule - Sekundarstufe 1
Klassenstufe: 5-6
Kursgröße: 16 SuS
Zeitumfang: ca. 30 Minuten
Curriculares Umfeld Kerncurriculum Werte und Normen Sekundarstufe 1 IGS Niedersachsen
Inhaltsbezogener Kompetenzbereich: „Fragen nach dem Ich“
Leitthema: „Ich und meine Beziehungen“
Die Schülerinnen und Schüler unterscheiden verschiedene Formen ihrer persönlichen Beziehungen im Umfeld von Schule und Freizeit (hier insbesondere virtuelle Freundschaften).
Prozessbezogene Kompetenzbereiche: „Wahrnehmen und Beschreiben“ und „Diskutieren und Urteilen“
Die Schülerinnen und Schüler …
… skizzieren Fragen zu dem ins Auge gefassten Inhalt. (W & B)
… diskutieren Lösungsstrategien und entwickeln Alternativen. (D & U)

Orientierungsrahmen Medienbildung Niedersachsen
Die Schülerinnen und Schüler …
… formulieren Verhaltensregeln für digitale Umgebungen. (2.1)
… nutzen in kooperativen Arbeitsprozessen digitale Werkzeuge. (2.1)
… passen ihre Kommunikation und ihr Verhalten der jeweiligen digitalen Umgebung an. (2.2)
… beurteilen Risiken verschiedener Kommunikationsmöglichkeiten in digitalen Umgebungen. (2.2)
… reflektieren die Nutzung digitaler Kommunikationsmöglichkeiten. (2.2)
… benennen Risiken und Gefahren digitaler Umgebungen und entwickeln ein grundlegendes Sicherheitsbewusstsein. (4.1)
… entwickeln ein Bewusstsein für Datensicherheit, Datenschutz und Datenmissbrauch, um ihre Privatsphäre durch geeignete Maßnahmen zu schützen. (4.2)
Lernziele - Durch das eigene Erstellen von Fake-Profilen bzw. Simulieren von Chats als ein/mit einem Fake-Profil erhalten die SuS eine Vorstellung von der entsprechenden Problematik der Anonymität im Netz.
- Durch negative Erfahrungen in dem geschützten Kursumfeld entwickeln die SuS ein Bewusstsein für das eigene Verhalten im Netz.
- Durch Analyse und Diskussion des eigenen Verhaltens formulieren die SuS gemeinsam eigene Verhaltensregeln für den virtuellen Raum.
- Indem die SuS die Probleme der Fake-Profile diskutieren, wird ihnen die entsprechende gesellschaftliche Dimension bewusst.
Voraussetzungen Die SchülerInnen haben sich bereits mit Merkmalen von Freundschaften im Kontext von Schule und Freizeit beschäftigt. Dies ermöglicht zwar tiefer gehende Diskussionen und Vergleiche, stellt aber für diese (Kurz-)Einheit keine notwendige Voraussetzung dar.
Die LehrerInnen und SchülerInnen sollten jedoch bereits mit der Bedienung eines Etherpads vertraut sein.
Fachlicher Hintergrund Das Internet ermöglicht es, mit anderen zu kommunizieren, ohne dabei die eigene Identität preiszugeben. Das gilt zwar auch für klassische Kommunikationswege (Brief oder Telefon), im Online-Bereich kommt dem aber eine neue Bedeutung zu, da hier die Anonymität deutlich leichter gewahrt werden kann und das Potential der Verbreitung der eigenen Inhalte viel größer ist. Vor diesem Hintergrund gilt es, Kinder und Jugendliche in besonderem Maße über entsprechende Risiken aufzuklären und ihnen einen bewussten Umgang damit zu ermöglichen.
Materialien Unterrichtsbegleitende PPP (fakeprofil_ppp.pdf), Smartboard, Arbeitsblätter (s. unten), Blubber (Chat-Simulation), Etherpad (Link: s. unten)

Analyse des Sachgegenstands

Als ein Fakeprofil wird ein Account oder Benutzerkonto für ein zugangsbeschränktes IT-System verstanden, dem eine Fälschung zu Grunde liegt: Die Person, die sich hinter dem Account versteckt, gibt eine falsche Identität an. Diese kann dabei real, also geklaut, oder erfunden sein. Neben Menschen können aber auch sog. „Bots“ (Computerprogramme) Ersteller von Fakeprofilen sein. Allgemein ist das Erstellen eines Fakeprofils nicht illegal, solange keine Gesetze mit der Nutzung des Profils gebrochen werden.

Gründe für solche Profile sind zum einen die Möglichkeit schnell Follower und Likes auf Social-Media-Plattformen zu generieren und zum anderen die Anonymität des Erstellers. In Bezug auf den letzten Punkt wird die Anonymität häufig für Cybermobbing und Hasskommentare auf den sozialen Plattformen verwendet (Shama et al., 2019). Weiterhin werden Fakeprofile im Zuge von Betrug, Datendiebstahl, Datenmissbrauch, Spam etc. benutzt. Beispielsweise kann eine Person eine Freundschaftsanfrage von einem Fakeprofil annehmen, sodass persönliche Daten und Angaben für den Nutzer des Fakeprofils einsehbar werden. Mit den gewonnenen Informationen können dann gezielt Spam-Nachrichten versendet werden, um die betroffene Person auf tückische Websiten zu locken (Fire et al., 2014).

Das Phänomen „Cybergrooming“ fällt häufig mit dem des Fake-Profils zusammen. „Der Begriff Cybergrooming, der sich ableitet vom englischen „to groom“ (striegeln, pflegen, vorbereiten), bezeichnet eine Vorgehensweise von Erwachsenen, die über Online-Medien gezielt Kontakt zu Kindern und Jugendlichen aufnehmen und sich ihr Vertrauen erschleichen, um sie für ihre sexuell motivierten Absichten zu missbrauchen.“, (Mathiesen, 2014, S. 18). Gemäß § 176 Absatz 4 Nummer 3 des Strafgesetzbuches (StGB) ist Cybergrooming strafbar und wird mit einer Freiheitsstrafe von drei Monaten bis zu fünf Jahren bestraft (ebd.).

In einer Umfrage von über 2000 Kindern- und Jugendlichen aus dem Jahr 2021 gaben 25% der 13 bis 15-Jährigen an, von einem Erwachsenem online zu einer Verabredung gebeten wurden zu sein. Fast 15% wurden zudem aufgefordert freizügige Bilder zu senden. Die betroffenen Jugendlichen gingen vorwiegend auf die Haupt- und Realschule (Landesanstalt für Medien NRW, 2021).

Fake-Profile als Phänomen im Alltag

Social Media Dienste und Messenger bilden bei der Freizeitaktivität von Kindern und Jugendliche eine große Rolle. So nutzten beispielsweiße 94 Prozent aller befragten Jugendlichen der JIM Studie WhatsApp. Instagram wurde von 72 Prozent der Jugendlichen mehrmals in der Woche genutzt (JIM 2020, S. 39).

Fake-Profile sind ein fester bestandsteil solcher Plattformen und lassen sich mithilfe von Bots (Computerprogramme, welche wiederholend Aufgaben abarbeiten) und vorgefertigten Tools besonders schnell erstellen. So kam 2018 unteranderem heraus, dass 9,5 Prozent aller Instagram Accounts von Bots generiert seien und somit ist fast jeder zehnte Account auf Instagram ein Fake Profil (Weidemann, 2018). Im Jahr 2012 gab Facebook auch an, dass 8,7 % der angelegten Facebook-Accounts Fakeprofile darstellten. 1,5% seien dabei Fakeprofile, die die Sicherheit anderer Facebook-Nutzer gefährdeten (ebd.). Shama et al. (2019) geben an, dass der Anteil von Fakeprofilen auf Social-Media-Plattformen auf 20% bis 40% geschätzt wird.

Gesellschaftliche Relevanz

Fake Profile werden aus verschiedensten Gründen im Netz genutzt und bieten einem Anonymität, weswegen viele Falschidentitäten erstellen, um kriminellen Tätigkeiten nachzugehen. Unteranderem lassen sich Fake-Accounts dafür nutzen, um pornographische Inhalte zu verbreiten, Geldsummen zu erfragen oder um sensible Inhalte zu sammeln. Auch sexuelle Annäherungsversuche, wie Cybergrooming (siehe oben), werden oft mithilfe von Fake-Profilen durchgeführt.

Besonders anfällig für solche Annäherungsversuche sind 10 bis 15-Jährige, welche sich aufgrund ihrer pubertärer Neugier und Naivität vermehrt darauf einlassen. Die Täter suchen in Onlinespielen und Social Media Bereichen nach ihren Opfern und versuchen zu diesen zunächst ein Vertrauens- und Abhängigkeitsverhältnis aufzubauen, indem sie sich als gleichaltrige mit ähnlichen Interessen ausgeben. Mit Fake-Profilen können sie dabei ihre angebliche Identität stützen und als glaubhaft darstellen. Abschließend wird versucht die Opfer zum z.B. Versenden intimer Bilder, Nacktzeigen vor der Webcam oder sogar einem Treffen (teils mit geplantem sexuellem Übergriff) zu bewegen, indem auch mit Geschenken und Erpressungen gearbeitet wird (klicksafe (EU-Initiative), 2021; Mathiesen, 2014).

Kontext und Einbettung der Einheit in eine Unterrichtsstunde

Die Schüler:innen verfügen über grundständiges Wissen zu verschiedenen Formen und Merkmalen persönlicher Beziehungen im Umfeld von Schule und Freizeit. Inhaltlich beleuchtet diese Einheit einen problematischen Aspekt von virtuellen Freundschaften. Daher bietet sich folgende Einbettung in ein didaktisches Umfeld in Anlehnung an das problemorientierte Bonbonmodell nach Sistermann (2005) an:

Phase Inhalte (Kurzbeschreibung)
Hinführung Die SuS erstellen Fake-Profile / chatten mit Fake-Profilen, ohne dass das genaue Thema bekannt ist. (10 Min)
(Sicherung und) Problemstellung Die SuS erkennen und benennen die Problematik. (10 Min)
Selbstgesteuerte intuitive Problemlösung Die SuS entwickeln eigenständig Regeln zum Umgang mit Fake-Profilen und stellen Richtlinien bezüglich der Preisgabe von personenbezogenen Angaben in sozialen Netzwerken auf. (10 Min)
Angeleitete kontrollierte Problemlösung Die SuS setzen sich mit einer spezifischen / vorgegebenen Lösungsstrategie auseinander.
Festigung / Sicherung Die SuS erweitern / verschriftlichen die zusammengetragenen Regeln.
Transfer / Stellungnahme Herstellung eines (aktuellen) Bezuges / Anwendung auf ein konkretes Fallbeispiel.

Literatur

Fire, M., Kagan, D., Aviad Elyashar, & Elovici, Y. (2014). Friend or foe? Fake profile identification in online social networks. Social Network Analysis and Mining, 4(194), 1–23. https://doi.org/10.1007/s13278-014-0194-4

Landesanstalt für Medien NRW. (2021). Kinder und Jugendliche als Opfer von Cybergrooming. Zentrale Ergebnisse der 1. Befragungswelle 2021. https://www.medienanstalt-nrw.de/fileadmin/user_upload/NeueWebsite_0120/Medienorientierung/Cybergrooming/211216_Cybergrooming-Zahlen_Praesentation_LFMNRW.pdf

klicksafe (EU-Initiative). (2021). Cybergrooming. Hilfe bei sexueller Belästigung von Kindern. Zugriff am 02.06.22 über https://www.klicksafe.de/cybergrooming#r-media

Mathiesen, A. (2014). Cybermobbing und Cybergrooming. Neue Kriminalitätsphänomene im Zeitalter moderner Medien. Jahrbuch des Kriminalwissenschaftlichen Instituts. https://www.repo.uni-hannover.de/bitstream/handle/123456789/3710/Cybermobbing%20und%20Cybergrooming.pdf?sequence=1&isAllowed=y

Sistermann, R. (2005). „Konsumismus oder soziale Gerechtigkeit?. Wirtschaftlicher Wettbewerb und Solidarität im Sozialstaat als Themen der der Sekundarstufe II.“ In: ZDPE 1/2005. S. 16-27.

Shama, S., Nandini, K. S., Anjali, P. B., & Manaswi, K. D. (2019). Fake Profile Identification in Online Social Networks. International Journal of Recent Technology and Engineering, 8(4), 11190–11194. https://doi.org/10.35940/ijrte.D9933.118419

Konkrete Unterrichtseinheit

Kontext

Im vorangegangenen Unterricht wurden bereits persönliche Beziehungen der SuS im Umfeld von Schule und Freizeit thematisiert. Es wurde angekündigt, dass es in dieser Unterrichtsstunde um virtuelle Freundschaften gehen soll. Die eigentliche Problematik von Fake-Profilen und der Anonymität im Internet wurde noch nicht verraten, da diese selbstständig von den SuS als solche im Laufe der Sequenz erfasst werden soll.

Hinführung

Die Lerngruppe wird zunächst in Zweiergruppen aufgeteilt, die jeweils unterschiedliche Aufgabentypen bearbeiten (hiermit ggf. differenzieren). Sollten nicht alle SuS anwesend sein, können die Aufgaben (teilweise) auch in EA bearbeitet werden.
Die Bearbeitungszeit beträgt ca. 10 Minuten.

Aufgabentyp 1: Chatspiel

Das Chatspiel wird jeweils von zwei Zweiergruppen zusammen gespielt. Jede Zweiergruppe erhält dabei ein AB, auf dem eine Rolle beschrieben ist. Die Rolle wird jeweils vor dem Partnerteam geheim gehalten. Mithilfe des Chat-Tools Blubber (für die Schule ließen sich auch bspw. IServ-interne Foren o.Ä. verwenden) findet nun eine Konversation zwischen den beiden Teams statt - dabei halten sich die SuS an die ihnen zugeschriebene Rolle und deren Absichten.

Aufgabenblätter: fakeprofil_asset_01.pdf

Aufgabentyp 2: Erstellen eines Profils

Die Profile werden je von einer Zweiergruppe erstellt. Jede Gruppe erhält dabei einen anderen Auftrag und kann sich bei der Profilgestaltung auf einem gesonderten AB auch der eigenen Kreativität bedienen.

Aufgabenblätter: fakeprofil_asset_02.pdf

Sicherung und Problemstellung

Nach der Arbeitsphase werden die Ergebnisse von den SuS für einen ca. 5-minütigen Museumsrundgang ausgestellt. Im Anschluss daran erklären die SuS ihren MitschülerInnen ihre individuelle Aufgabe sowie ihre Überlegungen während der vorangegangenen Arbeitsphase. Fragen, Anmerkungen, Gefühlsäußerungen o.Ä. der MitschülerInnen können hier ggf. Platz finden.

Die SuS sollen erkennen, welches Problem sowohl den Chats als auch den Profilen zu Grunde liegt:
- Jede*r kann jede*r sein
- Man kann nie wissen, wer sich hinter einem Profil/einem Usernamen verbirgt und welche Absichten dabei verfolgt werden.

Als Impuls oder als alternative Hinführung (z.B. bei Zeitmangel) kann ggf. folgendes Video gezeigt werden: https://www.youtube.com/watch?v=4UvtwRK-K5I

Es ergibt sich die folgende (oder eine ähnliche) Fragestellung:

Wie kann ich mich vor Fake-Profilen im Netz schützen?

Selbstgesteuerte intuitive Problemlösung

Aufgabe: Aufstellen von Regeln

Die SuS öffnen ein gemeinsames Etherpad, auf dem jeder für sich Verhaltensregeln einträgt. Währenddessen können die SuS herumgehen und sich durch die Ergebnisse aus der Hinführung inspirieren lassen.
Nach der Sammlungsphase sollen die Einträge gemeinsam als Klasse kategorisiert und somit überschaubarer gestaltet werden. Besonders relevante Regeln können ggf. hervorgehoben werden (z.B. fett/kursiv/…).

Etherpad: https://vt.uos.de/6xhe1

Reflexion der Unterrichtseinheit

Im Rahmen des Seminars „Medienbildung konkret im eigenen Unterricht verankern“ haben wir die Möglichkeit erhalten, diese Unterrichtseinheit einmal tatsächlich durchzuführen. Unsere KommilitonInnen haben dabei die Aufgabe erhalten, sich in einen Kurs, bestehend aus Fünft-/SechstklässlerInnen, hineinzuversetzen und an unserer Unterrichtseinheit teilzunehmen. Anschließend haben wir gemeinsam in dem Kurs die Unterrichtseinheit besprochen und auch Feedback erhalten, welches wir an dieser Stelle gerne mit aufnehmen möchten:

Generell lässt sich sagen, dass uns diese Unterrichtseinheit gut gelungen ist. Sie ist altersgerecht gestaltet, enthält in allen Einstiegsaufgaben einen spielerischen Charakter, läuft auf einen Lernzuwachs hinaus und lässt sich gut so in der Schule durchführen. Auch die mit einem Rollenspiel stets verbundene besonders intensive Eigenerfahrung sorgt i.d.R. dafür, dass sich eine solche Einheit bei den SuS sehr wahrscheinlich besonders einprägen würde.
Aber auch die Kritik an unserer Einheit möchten wir nicht unerwähnt lassen: Besonders unser Dozent sieht (auch aufgrund seiner langjährigen Lehrpraxis) eine große Gefahr in der Umsetzung dieser brisanten Thematik in Form von Rollenspielen (Chatspiel). Einige SuS könnten in der Vergangenheit bereits Opfer geworden sein. Es wäre gar denkbar, dass sich daraus sexualisierte Gewalt entwickelt hat und man entsprechende SuS mit der Durchführung eines Rollenspiels (re)traumatisiert. Dazu passt auch die folgende Aussage einer unserer KommilitonInnen, die in dem Chatspiel der 54-jährige Mann war, der in einem online-Chatportal junge Menschen anschreibt.

"Ich habe mich die ganze Zeit richtig ekelig gefühlt!"

Diese starke Wirkung haben wir als Gruppe zwar intendiert, jedoch haben wir diese nicht als potenziell (re)traumatisierend eingeschätzt. Schließlich wollten wir lediglich solche negativen Erfahrungen bei den SuS in einem geschützten Umfeld provozieren, um einen entsprechenden besonders einprägsamen Effekt zu bewirken. Im Nachhinein betrachtet wäre es also ratsam als Lehrkraft vorsichtig vorzugehen, den eigenen Kurs genau zu kennen und eine Sensibilität dafür zu entwickeln, was man mit diesem Kurs machen kann und was eben nicht. Diese Stunde wäre also nicht als Einstiegsstunde bei der Übernahme einen neuen Kurses geeignet, kann aber bei einem passenden Kurs gut auf diese Art und Weise durchgeführt werden. Dies gilt v.a., sollte diese Einheit mit älteren SuS durchgeführt werden. Gerade Fünft-/SechstklässlerInnen sind meist noch gar nicht in der Lage sich ohne das Wissen der Eltern mit fremden Personen aus dem Netzt zu treffen. Somit wäre diese Einheit in der von uns intendierten Zielgruppe wahrscheinlich als unproblematischer einzuordnen, als in höheren Altersklassen, in denen die e.g. Probleme etwas wahrscheinlicher auftreten könnten.
Außerdem handelt es sich bei dem Fach Werte und Normen um eines, das sich zu großen Teilen aus sehr sensiblen Themen zusammensetzt: Mobbing, Tod, Trauer, Moralvorstellungen und eben auch Aspekte wie Betrug im Netzt. Solche Themen sind also nicht nur unumgänglich, sondern dienen auch dazu, dass es weniger Tabuthemen in unserer Gesellschaft gibt, was definitiv begrüßenswert ist.