Organisation von Distanzlernen
Distanzlernen mag ihnen ungewohnt, technisiert und in wichtigen Teilen auch ein wenig „entmenschlicht“ erscheinen. Die Krise zwingt zurzeit dazu. Der langsam und stufenweise geplante Präsenzunterricht könnte hinsichtlich der möglichen Sozialformen im Zuge des Kontaktverbotes noch für einige Zeit immens methoden- und sozialformarm ausfallen und eine zusätzliche Begleitung durch digitales Arbeiten weiterhin erforderlich machen.
Phase 1: Vorbereitungen für das Distanzlernen
Damit Distanzlernen funktionieren kann, ist es essentiell zu wissen, wie die technischen Möglichkeiten im häuslichen Bereich der Schüler*innen aussehen. Eine Onlineumfrage ist dabei aus naheliegenden Gründen nicht sinnvoll. Schulen, die bereits vor den Osterferien eine koordinierte Strategie zur Unterrichtsorganisation entwickelt haben, sollten bereits über die notwendigen Daten verfügen.
Da zu diesem frühen Zeitpunkt Unklarheit darüber bestand, wie es mit der Schule weitergeht, haben sich Schulen unterschiedlich positioniert. Die Unklarheiten bestehen weiterhin, da nicht vorhersagbar ist, wie sich die Fallzahlen durch die nun erfolgenden Lockerungen tatsächlich entwickeln.
Möglicher Fragenkatalog
Wer muss an der Schule an dem Prozess der Datenerhebung beteiligt werden?
Von welchen Schülerinnen ist bereits bekannt, dass Sie auf E-Mails reagiert haben und dass sie Lernplattformen wie z.B. IServ nutzen können?
Wie können Zweifelsfälle erreicht werden? (Telefon)
Wer führt in welcher Funktion diese Erhebung durch?
Wie werden die Ergebnisse strukturiert und einheitlich zusammengeführt?
Wer benötigt Zugriff auf diese Informationen?
Erforderliche Daten von den Schüler*innen
Wie erfolgt der Zugriff auf das Internet?
Wie leistungsfähig ist dieser Zugang?
Welche Geräteausstattung steht zu Hause zur Verfügung?
Denkbare Erweiterung der Datenerhebung
Der Plan für Niedersachsen sieht bisher eine schrittweise Öffnung des Unterrichts in geteilten Lerngruppen vor. Dabei wird die Schüler*innenbeförderung eine zentrale Rolle bei der Einhaltung hygienischer Maßnahmen in den Bussen spielen. Es könnte u.U. wichtig sein zu wissen, welche Busse die Schüler:innen einer Klasse nutzen. Welche Strategie bei der Einteilung der Lerngruppen in der Konsequenz erfolgt, ist mit dem Gesundheitsamt abzustimmen. Abstandsregeln sollten auch in den Bussen möglichst einhaltbar sein.
Auswertung
Welche Konsequenzen ergeben sich aus diesen Daten?
Welche Möglichkeiten der digitalen Verteilung von Material gibt es an der Schule bereits?
Welche Möglichkeiten und Angebote gibt es zur Nutzung digitaler Plattformen?
Welche Beratungsangebote gibt es im Landkreis zur Umsetzung von anderen Lernstrategien?
Gibt es an der Schule Endgeräte, die in besonderen Härtefällen verliehen werden könnten?
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Wie erreichen wir Schüler*innen ohne Zugang zu digitalen Angeboten?
Phase 2: Vorschläge zur Aufgabengestaltung beim Distanzlernen
Diese Vorschläge sind vor allem von Eltern- und Schülerperspektive aus gedacht
Aufgaben müssen so gestellt sein, dass Schüler*innen sie eigenständig bearbeiten können
Korrektur und Beratung sollte soweit möglich durch Lehrkräfte erfolgen
Lehrkräfte müssen für Rückfragen zu festen Zeiten per Telefon oder Videokonferenz erreichbar sein, wenn Probleme mit den Aufgaben und Lernangeboten gibt.
Innerhalb einer Klasse bedarf es der Abstimmung unter den Lehrkräften bezüglich des Umfanges und der Art der Aufgaben.
Lieber wenige, durchdachte Aufgaben, als viele ein Bisschen angerissen und nicht abgestimmt.
Nicht nur die vermeintlichen Hauptfächer in den Blick nehmen. Bewegung und Kreativität halte ich in der Isolation für sehr wichtige Elemente.
Schüler*innen, die nicht digital erreicht werden können, müssen auf alternativem Wege erreicht werden können.
Schüler*innen brauchen auch Beratung in sozialen Fragen. Die Schulsozialarbeit sollte aktiv Schüler*innen über Kontaktmöglichkeiten informieren und Angebote machen.
Digitales Lernen bedeutet auch vernetztes Lernen. Mit Sicherheit kann nicht jede Lehrkraft z.B. Aufgabenmodule bedienen oder Videokonferenzen durchführen. Aber jede Lehrkraft kann Aufgaben stellen und korrigieren.
Die alleinige Nutzung von Aufgabenmodulen ist problematisch
Sie können allein mit Aufgaben keine thematische Struktur abbilden
Sie geraten in Gefahr, in den Dauerkorrektur und -rückmeldemodus zu kommen ohne den sonstigen Ausgleich durch unterrichtliche Interaktion. Das ist für Ihre Arbeitsmotivation schwierig.
Sie erleben kleinteilige Probleme bei der Formatumwandlung der Dateien, die Schüler*innen Ihnen aus ihren Geräte- und Softwarezoos schicken
Sie werden Probleme bei der klassenübergreifenden Abstimmung des Aufgabenumfangs bekommen, wenn nicht ein Kollege/eine Kollegin aus dem Klassenkollegium diesen Prozess strukturiert. In der Folge bekommen Sie den Unmut der Eltern zu spüren.
Je ausgeprägter das Fachlehrerprinzip vorher an Ihrer Schule war, desto belastender werden die nun erforderlichen Abstimmungsprozesse.
Vorschläge für Auswege
Eine feste Telefonsprechstunde gibt Ihnen die Möglichkeit, zumindest teilweise mit Schüler*innen oder Eltern in Kontakt zu kommen, ohne dass Ihre Arbeitszeit dabei entgrenzt. Feste Vereinbarungen von Zeiten sorgen oft im Gegenteil dafür, dass außerhalb dieser Zeiten das Anrufvolumen sinkt.
Videokonferenzen können - richtig eingesetzt - diesen Kontakt intensivieren, wenn Sie mit ihnen nicht Frontalunterricht abbilden. Auch mit Videokonferenzen sind begrenzt andere Sozialformen imitierbar, etwa Gruppenräume oder Präsentationen durch Schüler*innen.
Die gemeinsame Arbeit an Dateien bietet neue Möglichkeiten, z.B. für Stoffsammlungen oder arbeitsteilige (Mess-)Werterfassungen.
Tipps und Ressourcen